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Wie unsere Reise beginnt | Ein holpriger Start in unser Leben im Camper

Reisestart

Es ist der 02.10.2019, 03.00 Uhr Nachts, Abreisetag. Wir sind angespannt, natürlich haben wir in dieser Situation auch noch gestritten. Jeder ist in seinen eigenen Gedanken, voller Hoffnungen und Wünschen, mit all den Bedenken und Ängsten. Heute Nacht geht es los, wir steigen in einen Flieger nach Panama. Ein Flug ohne Return-Ticket.

Die meisten Abschiede schon hinter uns, aber doch noch nicht ganz begriffen was es heißt; ein Abschied auf unbestimmte Zeit. Uns steht eine lange Anreise nach Panama bevor, aus Kostengründen haben wir einen Flug mit einigen Zwischenlandungen und langen Wartezeiten gewählt. Direkt nach unserer Landung in Panama City müssen wir das Land einmal durchqueren, um in der Hafenstadt Colón unseren Camper Dan (the Van) in Empfang zu nehmen. Soweit der mehr als grobe Plan.  


Dan schippert bereits über den großen Teich

Bereits 3 Wochen vor unserem Abflug ist Christoph nach Hamburg gefahren und hat Dan an unseren Spediteur übergeben. Dem gingen lange Recherchen, das Einholen und vergleichen von Angeboten und Telefonate mit Agenturen voraus. Falls du ein ähnliches Mammut-Projekt vor dir hast, schau gern mal auf unserer Checkliste vorbei. Hier haben wir unser geballtes Wissen, aus dieser Zeit für dich zusammengefasst. Die Checkliste basiert auf unseren Erfahrungen und soll euch eine Hilfestellung in diesem verwirrenden Prozess sein.

Wir haben uns letztendlich dafür entschieden, Dan in einem 40 ft. HQ Container von Hamburg nach Panama (Colón) zu verschiffen. Damit haben wir die Spedition ‚In Time Forwarding & Courier‘ beauftragt, welche uns auch eine Agentur für die Abwicklung des Imports in Panama organisiere.  Am Tag der Übergabe in Hamburg wird es uns vielleicht zum ersten Mal so richtig bewusst: Wir machen das wirklich! Es folgen komische Wochen. Haben wir davor jede freie Minute genutzt um Dan fertigzustellen und das nötigste zu beladen, fühlt es sich nun komisch an, nur noch zu warten. Wir feiern unsere letzten Arbeitstage, verabschieden uns von Kollegen, Freunden, Familie. Lange Zeit werden wir die einzig vertrauten Gesichter füreinander sein.  

Vom Suchen, Warten und Verzweifeln

Ein langer Flug und letzte Abschiedstränen später stehen wir ohne Gepäck – das hat den letzten Umstieg in Costa Rica nicht mitgemacht – in Panama. Macht nix, denken wir. So haben wir weniger Ballast und holen das Gepäck morgen mit dem Camper ab. Fest entschlossen heute bereits die erste Nacht in Dan zu verbringen fahren wir mit dem Taxi zum Hafengelände. Verwirrende Adressen, fehlende Hinweisschilder, Jetlag, Sprachbarriere und Hitze sorgten schnell für erhitzte und später für verzweifelte Gemüter.

Erst können wir die angegebene Adresse nicht finden, am vermeidlich richtigen Ort im Hafengelände angekommen, kann niemand etwas mit uns und unserem Anliegen anfangen. Es folgen mehrere Vermittlungsversuche und Taxifahrten, die uns schlussendlich zum richtigen Büro bringen. Völlig durchgeschwitzt und mit meinerseits tränenverschmiertem Gesicht schildere ich unser Anliegen. Endlich, man kennt unseren Sachverhalt! Wir sind angekommen!

Und doch soll es noch Tage dauern bis wir unseren Camper endlich beziehen können. Denn heute kann man nichts mehr für uns tun, wir hätten vorher anrufen sollen. Umsichtig wie wir sind waren wir auf diesen Fall nicht vorbereitet. Die Verzweiflung steht uns wohl im Gesicht, denn die Agentin lädt uns in ihr klimatisiertes Auto und fährt uns in ein nahegelegenes Hotel. Sie Vermittelt uns ebenfalls eine Agentur in der wir die Autoversicherung für Panama abschließen können. Morgen wird sie sich bei uns melden und uns mitteilen wie wir weiter verfahren.

Wir warten einen langen Vormittag auf den Anruf unserer Agentin, als dieser kommt dürfen in ein Taxi zum Warehouse steigen. Hier soll der Container mit unserem Camper ankommen und entladen werden. Es folgt ein langer Nachmittag des Wartens, bis unser Container endlich eintrifft. Die Entladung entpuppt sich als Desaster. Ich regele im Büro den Papier-Kram während Christoph am Container die Entladung verfolgt. Als ich sein verzweifeltes Gesicht sehe schwant mir böses. Dan ist im Container vor den Rädern gegen weg rollen mit Balken gesichert, welche vor der Entladung bestenfalls entfernt werden. Als ich herbei eile sehe ich gerade noch Christophs hektische Armbewegungen, die den Versuch mit viel Schwung über die Balken zu fahren, nicht verhindern können. Erst als wir beide leicht hysterisch werden lässt der nette Herr von seinen Versuchen ab und entfernt die Balken. Aber es ist zu spät, am Boden des Containers sehen wir bereits austretende Flüssigkeit.

Auf gemeinsamer Suche nach dem Defekt
Ein Wochenende in Colón

Mitnehmen können wir den lädierten Dan auch nicht, denn wir sollen uns nun an die Zollbehörde wenden, um den Import zu regeln. Leider schließt diese in genau 10 Minuten und es ist Freitag. Uns steht also ein Wochenende im Hotel bevor, in der Hafenstadt Colón, die in jedem Reiseführer als unbedingt zu meidender Ort gelistet ist. Wir holen unser nötigstes Hab und Gut aus dem Camper und wollen uns gerade ein Taxi zum Hotel rufen, als sich ein Mitarbeiter des Warehouses unter unserem Auto zu schaffen macht. Er versucht den Defekt zu finden. Etwas verwirrt warten seine Diagnose ab. Die Leitung der Servolenkung ist defekt, er kenne jemanden der das für uns bis Montag repariert. Mit etwas leichterem Herzen verabschieden wir uns und schlafen erst mal unseren Jetlag aus.

Und am Ende wird doch alles gut

Am Montag werden wir von Luis, einem Mitarbeiter unserer Agentin, zur Zollbehörde begleitet. Wir machen uns wenig Hoffnung, denn: Unseren Fahrzeugbrief haben wir in Deutschland gelassen. Rückblickend kein kluger Schachzug, hätten wir uns doch denken können, dass wir diesen beim Zoll vorweisen müssen. Luis macht uns klar, dass wir das fehlende Dokument nicht ansprechen sollen. Wir warten, mit jeder Minute die vergeht, wächst unsere Anspannung. Sollten wir den Fahrzeugbrief wirklich vorweisen müssen, bedeutet das für uns weitere (teure) Nächte im Hotel, bis der Brief per Post in Panama eintrifft.

Eine Stunde später können wir aufatmen. Die nahende Mittagspause hat wohl dafür gesorgt, dass der Fahrzeugbrief nicht von Bedeutung ist. Wir bekommen endlich unsere Papiere ausgehändigt und können Dan in Empfang nehmen. Auch unsere Servoleitung wird in den folgenden Stunden repariert. Wir bezahlen zähneknirschend einen überteuerten Preis für die Reparatur und fahren mit Freudentränen in den Augen in unserem Schneckenhaus vom Hof! Endlich! Die Reise kann beginnen! Nichts kann unser Glücksgefühl jetzt mindern. Nicht mal die nach 2 km wieder geplatzte Servoleitung.

Ein Reisestart der uns Gelassenheit lehrt

Die Moral aus diesem alles andere als perfekten Reisestart? Wir lernen gelassener zu werden. Situationen anzunehmen wie sie sind und das Beste daraus zu machen. Colón entpuppte sich an diesem Wochenende als sicher nicht ungefährliche aber authentische und lebhafte Stadt. Bei unseren Spaziergängen ernten wir, als einzige Weiße weit und breit verwunderte aber stets freundliche Blicke. Wir lernen auch, dass die Uhren hier anders Ticken, Mühlen langsamer mahlen und wir Pläne immer wieder über den Haufen werfen werden.  

Aus Fehlern lernt man. Aus unseren Fehlern sollen nicht nur wir lernen, sondern sie sollen auch anderen Reisenden den Weg mit dem Camper in neue Länder ebnen. Unsere Erfahrungen haben wir in einer Checkliste für dich zusammengetragen. Schau gern mal vorbei oder teile deine Erfahrungen mit uns.

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